Am Bodensee
Vom Schilf ins freieWasser kommen
Fünf Blesshühner herausgeschwommen.
Drei kleine lernen von den alten,
Wie Blesshühner sich so verhalten.
Die Abendsonne scheint sehr mild,
Idyllisch wirkt dies schöne Bild.
Der Tag erwacht, und wieder kommen
Die Blesshühner herbeigeschwommen.
Zwei kleine werden von den Alten
Sich zu benehmen angehalten.
Dann sind sie in dem Schilf verschwunden.
Doch siehe da, nach ein paar Stunden:
Familie Blesshuhn schwimmt vorbei.
Diesmal sind es nur noch drei.
"Möwe von oben!", könnt' ich schreien,
zu spät - denn keines von den Dreien
Hat dieses Unglück kommen sehen.
So ist es dann ganz schnell geschehen:
Ein scharfer Schnabel stört die Ruh'.
Die Eltern schauen nur noch zu.
Vom Schilf ins off'ne Wasser kommen
Zwei Blesshühner herausgeschwommen.
Sie putzen sich, sie tauchen toll
Und füttern sich ganz liebevoll.
Die Abendsonne scheint sehr mild,
Idyllisch wirkt dies schöne Bild.
Das Blümlein
Das Blümlein steht auf seiner Wiese
und wartet drauf, dass man es gieße;
denn trocken ist es schon sein Tagen.
Der Durst beginnt es arg zu plagen.
Und ihresgleichen ringsherum
ist auch ganz müde und sehr stumm.
Da schallt ein Lachen von weither,
das Blümlein fürchtet sich schon sehr:
„Schau, Mama, all die bunte Pracht,
schnell ist ein Strauß daraus gemacht!“
Und immer näher kommt das Trippeln.
Die Angst beginnt es fest zu schütteln.
Der Schatten über ihr – entsetzlich!
Doch der klagt da auf einmal plötzlich:
„Ich muss mal, ob uns jemand sieht?“
Und schon wird über ihm versprüht
das Nasse, das so sehr ersehnt.
Mutter und Kind gehn schnell verstohlen;
das Blümlein darf sich jetzt erholen.
Zwei Toden ist es knapp entronnen.
Jetzt kann es sich ruhig weitersonnen.
Falter
Ein Falter wiegt sich sacht im Grase
Und Walter fliegt gleich auf die Nase.
Er ist ganz einfach abgelenkt,
Weil er nur an den Falter denkt.
Zwei Falter taumeln steil nach oben,
Sind in der Welt auf sich bezogen.
Es ist ein wunderbarer Flug!
Sie haben sich. Das ist genug.
Drei Falter saugen um die Wette,
Wobei es jeder gerne hätte,
Dass ihm der Saft allein gehört.
Was diesen überhaupt nicht stört.
Vier Falter schlagen ab und zu
Die Flügel müde auf und zu.
Sie kommen nicht so recht in Schwung.
Und schon naht die Dämmerung.
Fünf Falter sind total verlegen,
Denn was sie sich auch überlegen,
Einer von ihnen ist zu viel
Bei dem geplanten Lieblingsspiel.
Sechs Falter, schon ganz schön erhitzt,
Merken, dass es gar nichts nützt,
Sich mit Wasser zu bespritzen.
Es ist zu heiß jetzt in den Pfützen.
Und noch mehr Falter woll’n versuchen
Ein kleines Stück von meinem Kuchen.
Doch diese Falter sind zu viel.
Drum endet hiermit dieses Spiel.
Grasgetier
Grasgetier, komm her zu mir,
Krabble – und das will ich sehen -
Über Arme und den Bauch,
Kitzle mich an meinen Zehen
Und den Wangen möglichst auch.
Grasgetier, komm bleibe hier.
Grasgetier, komm bleibe hier,
Lang schon will ich mich versenken
In die Welt, die es noch gibt.
Keine Zeit, sie zu verschenken,
Zeit genug, wenn man sie liebt.
Grasgetier, komm spiel mit mir.
Grasgetier, komm spiel mit mir,
Lass uns wie bei Kinderspielen
Neugierig und offen sein.
Was wir für einander fühlen,
wissen wir nur ganz allein.
Grasgetier, komm her zu mir.
Löwenzahn
Der Löwenzahn heißt Löwenzahn,
weil da einmal ein Löwe kam.
Der fuhr mit seinem Lockerzahn
Gar unsanft über eins der Blätter
Und brüllte laut: „Zum Donnerwetter!
Jetzt hat mir dieses kleine Blatt
Den Zahn geklaut. Ich hab es satt!“
Das Blatt besah sich kurz die Beute
Es war ein Sieg! Wie es sich freute!
So setzt ein klug gezahntes Blatt
Auch mal den starken Löwen matt.
Wasser und Stein
Liebevoll tastet das Wasser sich ran.
Es schmeichelt, es spielt und plätschert sodann,
Liebkost, fließt zurück und schäumt schließlich wild;
Überschlägt sich und tost, sprüht Gischt hasserfüllt.
Mit aller Kraft kämpft es so tagtäglich.
Der Stein indes bleibt unbeweglich.
Weide
Wuchtig wächst die wilde Weide,
Bodentief das Blätterdach.
Wellengleich wogende Zweige
Zeichnen Licht und Schatten nach.
Hoch, erhaben und sehr mächtig,
Wirkt sie wie ein Wasserfall.
Kunstvoll und auch sichtbar kräftig
Steht sie wie ein dichter Wall.
Wolke
Vor dem blauen Nichts entsteht
Ein weißes Boot zum Träumen.
Bevor es wieder rasch verweht,
Darfst du es nicht versäumen.
Am Meer
Wellen heben sich heran,
Das Schwerste haben sie getan.
Sie rollen aus, flieh'n wieder weg,
Ein Spiegel glänzt noch an dem Fleck,
Bevor in neuem Anlauf dann
Sich alles wiederholen kann.
Weit draußen treibt die Luft ihr Spiel,
Ein Wasserkräuseln ist ihr Ziel.
Da glitzert grell das Sonnenlicht,
Zu Schatten hier der Mensch zerbricht.
Strandeindrücke
Kurz und breit und kreuz und quer
Verlaufen Spuren hin und her.
Flach und tief und lang und schmal -
Unendlich scheint die Sohlenzahl.
Unscharf manche Ferse, Zehen,
Profile, die darübergehen,
Alles musterhaft vermischt:
Krater, schattig, leicht verwischt.
Chaotisch und höchst interessant -
Mondlandschaft im warmen Sand.