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Ein Auge, gehoben,

das weint, ganz allein -

Ein Fenster nach oben

das könnte es sein.

 

Vielleicht auch nur Leere

mit einer Membran.

Das käme auf Ehre

bestimmt auch gut an.

 

Du siehst von alleine,

Drehst du an dem Bild:

Es hängt  an der Leine

Ein Tropfen, der chillt.

Angeklemmt sein bei dem Regen

Tut mir wirklich gar nicht gut.

Trübsal wird sich auf mich legen

Und dazu ein bisschen Wut:

Schließlich hab ich Hemd und Hosen

Stets gehalten – und das fest.

Bin zum Dank nun ausgestoßen.

Nässe gibt mir noch den Rest.

Hört denn keiner mein Gejammer?

Bin halt nur ´ne Wäscheklammer...

Verschmitzter Alter mit dem Stab,

Ein feines Grau in dem Gesicht,

Das dir den heitren Ausdruck gab,

Bleibt auf die Dauer leider nicht.

Es ist bloß Staub und war halt nur

Ein freundlich Winken der Natur.

Ãœberschrift 1

Farb-
gedanken

Am Fenster

 

Nässe und nur trübes Treiben -

Draußen scheint der Ort verwischt.

Regen hinter Fensterscheiben:

Wohlgefühl mit Weh vermischt.

 

Glitzernd rinnen Tropfen nieder,

Angestrahlt von hellem Licht,

Das erst zögernd und doch wieder

Durch die dunklen Wolken bricht.

 

Kaum erkennt man Straßen, Bäume -

Schemen in der Dunkelheit.

Alles das, was ich erträume,

Braucht wohl noch ein wenig Zeit.

Konquistadoren

 

Maul und Auge aufgerissen,

Reißzähne zum Kampf bereit,

Für den fetten Leckerbissen

Ist es allerhöchste Zeit.

 

Gier als Tier schwimmt über Meere.

Was sich bietet, wird geschnappt.

Ansehen, vielleicht auch Ehre

Winken, wenn denn alles klappt.

 

Unbekanntes okkupieren,

Beute machen heißt das Ziel.

Nichts gibt es da zu verlieren,

Zu gewinnen aber viel.

 

Nur mit Unterwerfung, Härte

Bleibt der Wunsch nach Gold kein Traum.

Ohne Peitsche oder Gerte

Gibt es Anerkennung kaum.

 

Gleichmütig sind die Gestalten

Stoisch alle, Mann für Mann.

Deutlich wird aus dem Verhalten:

Keiner weiß, was kommen kann.

Von des Cortez Leuten lernen

Können sie doch jetzt noch nicht.

Denn dies Schicksal liegt im Fernen

Und entzieht sich ihrer Sicht.

 

Abgegrenzt und gut verborgen

Sitzt weitab eine Gestalt.

Macht sich ihre eignen Sorgen,

denn sie steuert die Gewalt.

 

Untier, Schiff und Passagiere:

Eine Einheit zweifellos.

Sieger sind die hohen Tiere,

Werkzeuge die andern bloß.

 

Alte Zeiten sind vergangen,

Eldorado längst vorbei.

Doch Eroberer verlangen,

Dass es heut wie früher sei.

 

 

Anm.:

- Foto: Wandrelief ohne Titel, Holz, Louco Filho

(Celestino Gama da Silva), Brasilien

- B. Brecht: Von des Cortez Leuten (Gedicht)

Stilles Wasser *)

​

Versunken in das wiederkehrende Geschehen,

Ganz konzentriert den Blick darauf gesenkt,

Steht diese stolze Schönheit, reich beschenkt,

Bemüht, das Wasserwunder zu verstehen.

​

Das leise Plätschern untermalt Bewegung.

Wo ständig klares Wasser tropft und rinnt,

Erfrischt die milde Kühle, gibt und nimmt. 

Zur Ruhe kommt lebendige Erregung. 

 

Verrinnen trifft auf stilles Innehalten. 

Von Hand zu Hand das Wasser sich ergießt.

Begegnung schafft es, Neues zu entfalten.

 

Was dieses Mädchen aus dem Wasser liest?

Kaum jemand wird die Antwort drauf erhalten.

Mit Staunen sei die Anmut hier begrüßt. 


​

*) “Stilles Wasser” Springbrunnenfigur aus Bronze von Malgorzata Chodakowska,

zu sehen im Palmenhaus, Schlosspark Pilnitzer Schloss

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